Ankündigung

Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2024: Irina Scherbakowa hält Laudatio auf Anne Applebaum

 

Die russische Germanistin, Historikerin und Menschenrechtlerin Irina Scherbakowa, wird die Laudatio auf Anne Applebaum halten, die 2024 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wird. Die Preisverleihung findet am Sonntag, dem 20. Oktober 2024, in der Frankfurter Paulskirche statt und wird live von der ARD übertragen.

Scherbakowa, 1949 in Moskau als Tochter jüdischer Eltern geboren, ist eine bedeutende Persönlichkeit in der russischen Geschichtsforschung und Menschenrechtsarbeit. Nach ihrem Studium und der Promotion arbeitete sie als Übersetzerin und Redakteurin in verschiedenen Literaturzeitschriften. Ab den 1980er Jahren widmete sie sich der Oral History, indem sie Gespräche mit Überlebenden des Gulags führte. 1989 war sie Mitbegründerin der Organisation Memorial, die sich mit den Verbrechen des Stalinismus auseinandersetzt und dafür 2022 den Friedensnobelpreis erhielt.

Neben ihrer Arbeit als Dozentin an der Russischen Staatlichen Universität für Geisteswissenschaften in Moskau, die sie von 1996 bis 2006 ausübte, veröffentlichte Scherbakowa mehrere bedeutende Werke. Zu ihren bekanntesten Schriften gehören „Nur ein Wunder konnte uns retten. Leben und Überleben unter Stalins Terror“ (2000), „Der Russland-Reflex. Einsichten in eine Beziehungskrise“ (2015) und „Die Hände meines Vaters. Eine russische Familiengeschichte“ (2017).

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine und der Zerschlagung von Memorial verließ Scherbakowa Russland und lebt seitdem in Berlin und Israel. Sie ist derzeit Vorstandsvorsitzende der Exilorganisation Memorial Zukunft in Berlin.

Scherbakowas Arbeiten, die häufig auf intensiver Quellenarbeit basieren, wurden international anerkannt und mehrfach ausgezeichnet. Neben verschiedenen Forschungsaufenthalten in europäischen Städten ist sie auch Mitglied des Kuratoriums der Gedenkstätte Buchenwald und des internationalen Beirats der Stiftung Topographie des Terrors in Berlin. Zudem engagiert sie sich bei der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste. 2022 wurde sie mit dem Marion Dönhoff Preis ausgezeichnet, die Laudatio hielt Bundeskanzler Olaf Scholz.