Bericht

Bericht des Weekend of Hell 2018: In den Westfalenhallen Dortmund ist die Hölle los

Das Weekend of Hell (WoH) vom 3.-4. November in den Westfalenhallen Dortmund ist kurz nach Halloween gut besucht. Tausende zum Teil kostümierte Fans der Horrorszene frönen ihrer Leidenschaften, indem sie sich bei den Händlerständen mit neuen Filmen und Fanartikeln eindecken. Fangruppen, Walking Acts und Foto-Bereiche bieten Raum zur kurzweiligen Unterhaltung.

Viele Fans suchen den Kontakt zu ihren Stars des Horrorgenres. Ungefähr zwei Dutzend Darsteller geben an diesem Wochenende Autogramme und stehen für Fotos zur Verfügung. Die Preise zwischen 25 bis 50 Euro sind relativ moderat. Die Headliner Steven Seagal und Robert Englund kosten in etwa doppelt so viel. Die Nachfrage ist dennoch ungebrochen hoch.

Im Panelbereich ist es heller und leiser als bei der Frühlings-Edition des (Höllen)Wochenendes. Die im April noch vorhandenen lauten Stände im Bühnenbereich sind in den hinteren Teil der Halle verlegt worden, dafür befinden sich nun mehr Essensstände in die Bühnenecke. Der Bühnenablauf verläuft, trotz kleinerer Unstimmigkeiten bei der Tontechnik, überwiegend reibungslos.

 

A Nightmare on Elm Street Panel

Tuesday Knight, Toy Newkirk, Andras Jones (nicht sichtbar), Danny Hassel, Joann Willette und Robert Englund

Die Veranstalter haben zu einer „A Nightmare on Elm Street“ Reunion geladen – mit den Darstellern Andras Jones, Danny Hassel, Toy Newkirk, Tuesday Knight sowie natürlich „Freddy Krueger“ höchstpersönlich, Robert Englund. Die meisten Darsteller sind das erste Mal in Dortmund und haben dort deutschen Wein und Bier probiert.

Robert Englund erzählt auf Anfrage, dass er an Halloween im Flieger nach Deutschland gesessen hätte. Er lebt und kennt seine Figur Freddy Krueger genau. Er weiß viel über ihn (manchmal in längeren Monologen) zu berichten. „Freddy’s an equal opportunity killer“, lässt Englund scherzhaft wissen. Freddy genießt es, zu töten, sei es Frau oder Mann. Er kennt dessen Ängste, mit denen er seine Opfer in den Träumen tyrannisiert.

Robert Englund findet, dass er Freddy im vierten Teil am besten dargestellt hat. Der Schauspieler hat sich dort ausleben dürfen. Sein Lieblingsfilm der Reihe sei „Wes Cravens New Nightmare“ (Teil 7). Dort sei die ursprünglichste Version von Wes Cravens Idee, einen intelligenten UND gruseligen Horrorfilm zu machen, umgesetzt. Man kann ihn immer wieder sehen und entdeckt immer wieder neue Details.

Nach dem Crossover Film „Freddy vs. Jason“ und dem mäßig erfolgreichen Remake von 2010 war dann Schluß mit der Reihe.

 

Rutger Hauer Panel

Rutger Hauer

Der niederländische Schauspieler Rutger Hauer hat in seinem Leben eine Vielzahl an Rollen dargestellt, wobei die ikonischste Figur, die des Replikanten Roy Batty in „Blade Runner“ sein dürfte. Er möchte nicht auf dem Bühnensofa sitzen, sondern bleibt vor der Bühne stehen. Bekommt er eine Frage gestellt, geht er auch mal zum Fragesteller hin und antwortet ihm vie-á-vie.

Auf seinen Monolog in „Bladerunner“ angesprochen, meint er, dass die Szene ursprünglich nur eine Seite lang gewesen sei und er sich schon vor den Dreharbeiten intensiv mit ihr auseinandergesetzt hätte. Die spezielle Stimmung und die außergewöhnliche Ruhe der Szene (immerhin am Ende des Films) würde auf sein Konto gehen.  Er hätte auch immer noch Kontakt zu Paul Verhoeven, der wie er aus Holland stammt. Eventuell kommt es auch zu neuen Projekten zwischen beiden. Er hat noch Verbindungen in seine Heimat Holland – seine Familie lebt noch dort. Abschließend erzählt er, dass er im nächsten Jahr noch zwei bis drei Projekte am Start hätte.

 

Synchronsprecher-Panel

Ingo Albrecht, Moderator Sven Vössing und Ekki Belle

Wie bei vielen anderen Conventions bekommen auch bei der WoH Synchronschauspieler Zeit und Raum, sich zu präsentieren bzw. erfahren sie eine Wertschätzung vom Publikum. Beim „Synchro Panel“ stellen sich Ingo Albrecht, der Sprecher von u.a.  Dwayne the „Rock“ Johnson und Ekkehard „Ekki“ Belle vor. Letzterer synchronisiert neben u.a. Kevin Sorbo auch Steven Seagal.

Sie berichten, dass beide nur Rollen annehmen, die moralisch in Ordnung sind. Gewaltverherrlichenden oder pornografischen Filmen geben sie nicht ihre Stimme. Ekki Belle verrät den Zuschauern, dass er aus finanziellen Gründen schon Drehbücher für Pornofilme geschrieben hätte.

Bei der Auswahl der Rollen oder der Stammsprecher hat der Synchronschauspieler keine große Möglichkeit der Einflußnahme. Die Entscheidung trifft der Regisseur bzw. das Studio. Sie merken, dass sie einen guten Job machen, wenn Amerikaner fragen, woher denn der amerikanische Schauspieler so gut deutsch sprechen könnte.

Die Zuschauer in Deutschland wollen die deutsche Stimmen ihrer Stars hören. Netflix hat einmal Geld sparen wollen und eine schlechte Qualität abgeliefert. Daraufhin hat es einen riesen Shitstorm gegeben – seitdem legt Netflix mehr Wert auf gute Synchronisation. Beide loben aber Netflix für die aufgeschlossenen Projektauswahl und den Mut bei Produktionen des Streaming-Dienstes.

Die Frage, ob sie bei ihrem Synchronjob neben einer Sprechrolle auch singen, bringt Ekki Belle zum Erzählen. Bei einem Job haben sie einen Menschen gesucht, der besonders schlecht singen kann. In der Sesamstraße sollte er die berühmte „Mah Nà Mah Nà“ Szene singen. Er war jedoch anscheinend soo schlecht, dass sich schlussendlich der Regisseur erbarmte, diesen kultigen Text zu singen.  Bei den Muppets durfte er dennoch hin und wieder seine Stimme zu Gehör bringen. Ingo Albrecht hat eine Gesangsausbildung und kommt oft in die Situation, singen zu müssen z.b. beim Film „Smallfoot“, in dem er für den Chef spricht und singt.

 

Fred Williamson

Fred Williamson

Fred Williamson (u.a. Inglourious Basterds, From Dusk Till Dawn…) ist 80 Jahre alt, wirkt aber zehn Jahre jünger. Er hat als junger Mann American Football in der Verteidigung gespielt und ist darüber auch zu seinem Spitznamen „The Hammer“ (der Hammer) gekommen.

Er dreht lieber Filme in Europa, denn er findet, dass die Amerikaner oft so tun, als ob sie schon alles wissen würden. In den USA steht zudem der Erfolg im Fokus. Nach zwei weniger guten Filmen bist du ganz schnell weg vom Fenster. Die Europäer wollen, dass man am Set sein Bestes gibt und sind überwiegend freundlicher.

Fred Williamson hat in vielen „Black Cinema Filmen“ auch gemeinsam mit Pam Grier den „Oldschool Gangster“ gespielt. Zudem hat er bei Bruce Lee die Martial Arts Kampfkunst erlernt. Wichtiger als das Kämpfen findet er heute jedoch dessen Philosophie und Credo, die er übernommen hat. Heute wohnt er in Palm Springs in Kalifornien. Zu Halloween ist er lieber zu Hause geblieben, denn Halloween sei Nonsens. Am Schluss bedauert er noch, dass es aus seiner Sicht immer weniger „echte“ Hollywood-Größen wie z.B.  Lee Marvin oder Robert Mitchum  mehr gibt.

 

SAW Panel

Alan Van Sprang und Dina Meyer

Alan Van Sprangs und Dina Meyers Gemeinsamkeit in Bezug auf Horrorfilm ist die Horrorfilmreihe „SAW“. Dina Meyers ist im ersten und zweiten Teil dabei, muss aber am Ende von Teil 2 sterben. Alan Van Sprang kommt bei einem vergleichsweise kleinen Auftritt im dritten Teil dazu und spielt den Ehemann der Hauptfigur.

Herausragender ist da Alan Van Sprangs Zusammenarbeit mit George A. Romero. Beide haben in Toronto gewohnt und Romero hat ihn für „Land of the Dead“ gecastet. Im Laufe der Zeit haben sie sich angefreundet und sie haben des Öfteren noch zusammen gearbeitet.

Dina Meyers ist, die SAW-Reihe ausgenommen, weniger im Horror Genre aktiv gewesen. Sie hat u.a. mit Keanu Reeves im futuristische Thriller „Vernetzt“ und in „Dragonheard“ mit Jason Isaacs gespielt.

Einige Fans der Serie „Shadowhunters“ stellen Fragen zu den Drehorten. Ein paar Tage lang hätten die Fernsehcrew in Irland für die Außendrehs in Burgen gedreht. Der Rest wird im Studio in Toronto gespielt.

 

 Weißer Hai Panel mit Susan Backlinie

Susan Backlinie

Susan Backline ist nach zwölf Stunden Flug müde und hat einen Jetlag. Sie ist als erstes Opfer des weißen Hais (Jaws) bekannt geworden. Wegen ihrer Szene haben sich Ende der Siebziger Jahre tausende Badende nicht mehr ins Meer getraut.

Seit der frühen Kindheit hat sie es geliebt, zu schwimmen. Als junge Frau arbeitete sie bei einer Meerjungfrau-Show d.h. sie wurde bezahlt, um eine Meerjungfrau im Wasser darzustellen. Mit Wasser kennt sie sich aus. Unter anderem deswegen wird sie von Steven Spielberg für die Rolle ausgesucht. Wie eine Stuntfrau wird sie bei der Szene rabiat von Kabeln durch das Wasser gezogen. Während der Dreharbeiten im Juni 1974 vor der Küste des US-Bundesstaates Messachusetts ist es kalt gewesen. Alle aus dem Filmteam hatten, bis auf sie, Neoprenanzüge an. Sie hat deswegen stark gefroren, war aber hart im nehmen. Sie beschreibt auch, dass der Hai-Roboter „Bruce“, benannt nach Spielbergs Anwalt, nicht funktioniert hätte und das Boot fast gesunken wäre.

Sie hat sich nebenher auch mit Tiertraining beschäftigt. Von einem ihrer Tiere, einem Braunbären, sind damals Töne wie auch Soundeffekte aufgenommen worden. Erst später hat sie erfahren, dass diese Geräusche dann bei Star Wars für Chewbacca benutzt worden sind.

 

Steven Seagal

Steven Seagal

Die Aktion-Legende Steven Seagal kommt mit einer großen Entourage durch das Publikum gelaufen und setzt sich entspannt auf das Sofa. Fragen, die ihm gefallen, beantwortet er gerne und recht ausführlich.

Er erzählt, dass er als kleiner Junge Football gespielt hätte, denn sein Vater sei Football Trainer gewesen. Als er jedoch eines Tages zufällig einem Martial Arts Meister zusehen durfte, hat er gewusst, dass er dazu geboren worden ist. Kung Fu, Aikido und andere Kampfkünste würden auch gerade wieder populär, berichtet er weiter. Sie dürften in einem Film jedoch nicht für sich selbst stehen, sondern sie müssen aus einer guten Geschichte heraus erfolgen. Leider sei dies nicht oft so. Früher hat er alle Stunts selbst gemacht. Heute ist es besser, wenn andere Stuntmen ihn doubeln.

Auf die Frage, ob er beim nächsten Expendables-Film mitspielt, antwortet er mit einem klaren „NEIN!“.

Nächste Frage: Gibt es ein „Alarmstufe Rot 3“ ? Antwort: Wenn du mir das Geld dafür gibst?

Neben seinen Tätigkeiten als Diplomat und als Regisseur ist er auch als Musiker aktiv. Sein nächstes Album ist in Arbeit aber er hat keine Zeit, es zu beenden. Er müsste dann auch auf Tour  gehen, wobei er das Reisen nicht sehr mag. Auf die WoH ist er dennoch gekommen!

 

The Walking Dead Panel

Brighton Sharbino, IronE Singleton und Chad L. Coleman

Die drei Schauspieler von „The Walking Dead“ (TWD) Brighton Sharbino, IronE Singleton und Chad L. Coleman bieten den Zuschauern eine gute Show und sind sehr freundlich zueinander. Vor kurzer Zeit ist der 76jährige TWD Kollege Scott Wilson (Hershel) verstorben. Die drei nehmen dies zum Anlass, zum Anfang des Panels einen kurzen Moment der Stille und Andacht einzulegen und ihm zu gedenken.

Alle drei fühlen bzw. fühlten sich in der „TWD Familie“ sehr wohl. IronE Singleton  hätte nie gedacht, dass die Serie neun Seasons lang dauern wird. Brighton Sharbinos Eltern sind anfangs über ihren Wunsch zu schauspielern, nicht sehr begeistert gewesen . Zum Glück setzte sie sich durch. Sie hat TWD zuvor nicht gekannt,  jedoch ihre Großeltern rieten ihr dazu, es zu machen.

Charmant und witzig machen die drei ganz nebenbei noch Werbung für Produkte, die sie vertreten (Bücher, CDs…)  Chad L. Coleman beispielsweise erzählt kurz werbewirksam von seiner Rolle des Alien Klyden in „The Orville“ der neuen Serie von Seth McFarlane, die  einerseits eine Homage an und eine Persiflage auf Star Trek darstellt.  Die Zuschauer sollen sich die Show ansehen. Sie sei ernsthaft und lustig.

 

Sho Kosugi

Sho Kosugi

Der Martial-Arts Darsteller Sho Kosugi aus Japan (Ninja Assassin) wirkt auf der Bühne sehr sympatisch. Er lacht sehr viel und sitzt nicht auf dem Sofa sondern steht auf der Bühne.

Er erinnert sich lebhaft an die 60er Jahre Fernsehserie „The Green Hornet“, bei der Bruce Lee den asiatischen „Sidekick“ Kato gespielt hat. Er beruft sich auf dieses große Vorbild, das als erster Asiate die dortige Kampfkunst gelehrt und bekannt gemacht hat.

Er nutzt die Gelegenheit, sich mit einer kleinen Vorführung u.a. mit seinen Schwertern in Szene zu setzen. Diese außergewöhnliche Show kommt gut beim Publikum an und hebt sich von den anderen Panels ab.

 

Fazit

Das Unterhaltungsangebot für Fans des fantastischen (Horror)Films ist vielfältig und unzählige Cosplayer bevölkern die Hallen. Die Veranstalter haben die Aufteilung der Stände und Bereiche im Vergleich zum letzten Jahr konstruktiv verändern können. Das Angebot an Stars ist recht groß  und sie sind für den Fan überwiegend nahbar.

Die Nachfrage ist so hoch, dass die Horror-Convention in Zukunft weiterhin zweimal im Jahr stattfinden soll. Neben dem Herbst-Event Anfang November wird es eine „Spring Edition“ im April gemeinsam mit der German Comic Con Dortmund 2019 geben.

Wobei man kritisch die Frage stellen könnte, was Kampfsportler mit Horrorfilmen zu tun haben? Egal. Wer Steven Seagal noch einmal (neben Chuck Norris himself!) live erleben möchte, kann zur German Comic Con Dortmund vom 1.-2. Dezember 2018 in die Westfalenhallen kommen. Wir werden natürlich auch wieder für Euch vor Ort sein und berichten.

 

 

Text: Tobias Böhm, Bilder: Markus Wissmann